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Didaktische Entwurfsmuster aus Hochschullehre und Hochschuldidaktik

Vielfalt als Herausforderung: Eine heterogene Studierendenschar auf einen Nenner bringen

Abstract

Im Hörsaal sitzen Erstsemester-Studierende mit sehr heterogenen Vorkenntnissen, die Dozierenden aber fahren im gewohnten Tempo durch den Lehrstoff…. Wie kann der Wissensstand der Studierenden so angeglichen werden, dass alle das Lerntempo schaffen? Online-Aufgaben sollen Wissenslücken aufdecken und gleichzeitig zu deren Behebung beitragen.

FachkompetenzenFeedbackLernerfolgSelbstgesteuertes LernenTutorium
Pattern

Kontext

In vielen Studiengängen, insbesondere in den Ingenieurwissenschaften, müssen in der Studieneingangsphase zahlreiche Grundlagen erarbeitet und gelernt werden. Die vorrangige Vermittlungsform sind dabei Präsenzvorlesungen mit großen Studierendengruppen.

Problem

Die Studierenden kommen mit unterschiedlichen fachlichen Vorkenntnissen an die Hochschule. Ist die Diskrepanz zwischen Lehrstoff und Kenntnisstand der Studierenden in der Eingangsphase zu groß, können die Lehrinhalte schwer oder nur ungenügend erfasst werden. Die Lehrenden können in der Präsenzehre nur bedingt einem heterogenen Auditorium gerecht werden.

Wirkkräfte

  • Durch unterschiedliche fachliche Vorkenntnisse der Studierenden in verschiedenen Fachdisziplinen kommt es zu einer sehr heterogenen Zusammenstellung der Gruppe (Fachabitur, Berufsausbildung, duales Studium). Im ersten Semester eines Masterstudiengangs kommen die Studierenden mit verschiedenen Bachelor-Abschlüsse an.
  • Die Studierenden stammen aus EU- und Nicht-EU-Ländern, kommen aus unterschiedlichen Universitätssystemen und haben auch verschiedene technische Normen kennengelernt.
  • Von den Lehrenden wird erwartet, dass sie möglichst alle Studierenden „inhaltlich mitnehmen“. In der Präsenzlehre bestehen allerdinge nur begrenzte Möglichkeiten, die unterschiedlichen Lernstände individuell zu berücksichtigen.
  • Studierende sind sich des Problems bewusst und fordern Testaufgaben ein, um ihren eigenen Stand zu kennen und um ggf. vorhandene Wissenslücken schließen zu können.

Lösung

Den Studierenden wird ein digitaler Aufgabenpool mit Aufgaben zur Verfügung gestellt. Durch ein automatisiertes Feedback (richtig/falsch + Begründung + ggf. korrekte Antwort) können die Studierenden ihre Wissenslücken schließen und ihren Wissensstand angleichen.

Details der Lösung

Umsetzung

Die Lehrenden stellen den Studierenden die Online-Aufgaben über eine digitale Lernplattform zur Verfügung, z. B. OPAL. Die Aufgaben sind thematisch in Blöcke (Tests) strukturiert und werden analog zum Inhalt der Lehrveranstaltung freigeschaltet.

Der Aufgabenpool enthält einerseits grundlegende Verständnisfragen sowie Fragen zur Analyse von Aufgabenstellungen, andererseits auch komplexere Aufgaben, die eine mehrstufige Bearbeitung erfordern. Dabei werden die Studierenden von den Online-Lernhilfen Schritt für Schritt bei der Bearbeitung unterstützt.

Die Aufgaben und Fragen können von den Studierenden auf freiwilliger und anonymer Basis genutzt werden, um Wissenslücken zu identifizieren.

Die Aufgaben-Blöcke können verschiedene Aufgabentypen beinhalten, z. B.:

  • Multiple/Single-Choice-Aufgaben
  • Zuordnungen
  • Reihenfolge-Aufgaben
  • Hotspot-Aufgaben
  • Textbox-Aufgaben
  • Lückentext-Aufgaben
  • offene Fragen mit Antworteingabe als Text

Abbildung: Beispielaufgabe aus dem ersten Testblock im Modul Technische Thermodynamik 1. Mit einer Auswahlaufgabe beschreiben die Lernenden das thermodynamische System und bekommen direkt eine automatisierte Antwort. Ein Test besteht aus mehreren Aufgaben, die innerhalb des Test zu Sektionen zusammen gefasst werden können.

Interessierte Studierende bearbeiten die Tests zeit- und ortsunabhängig von der Vorlesung am digitalen Endgerät. Das automatisierte Feedback kann unmittelbar nach Beantwortung der Frage auf falsche Antworten eingehen, Begründungen geben oder zusätzliche Informationen liefern. Eine personenbezogene Kontrolle durch die Lehrenden erfolgt nicht. Die Aufgaben können bis zum Ende des Semesters beliebig oft wiederholt werden.

Vorbereitung

  • Die Lehrenden bereiten geeignete Aufgaben vor, die einzelne Sachverhalte der Lehrveranstaltung anschaulich und schrittweise abfragen.
  • Die Aufgaben werden implementiert.
  • Verschiedene Feedbacks werden erstellt, die den Studierenden abhängig von ihrer gewählten Antwort angezeigt werden.
  • Die Aufgaben werden auf einer digitalen Lernplattform veröffentlicht. Der Zeitpunkt der Sichtbarmachung für die Studierenden kann entsprechend dem Lehrinhalt von den Lehrenden frei gewählt werden.

Erforderliche Werkzeuge

  • Digitale Lernplattform oder Ähnliches, z. B. Onyx in OPAL, Stack in Moodle, H5P

Stolpersteine

  • evtl. Motivationsproblem: Manche Studierende nutzen freiwillige Zusatzangebote nur zögerlich, besonders wenn der Nutzen nicht sofort erkennbar ist.
  • Tipp: Aufgaben kompakt gestalten (kurze Bearbeitungszeit pro Block) und gezielt auf prüfungsrelevante Inhalte abstimmen, damit der unmittelbare Nutzen klar wird.

Folgen (Vorteile, Nachteile)

Vorteile

Für die Studierenden:

  • Identifizieren von Wissenslücken
  • Lerneffekt durch die integrierten Antworten im Feedback
  • Wiederholen von Lernstoff und Festigung
  • Komplett andere Aufgabentypen im Vergleich zur klassischen Rechenübung
  • Das freie Durchklicken und selbstgesteuerte Auswählen und Bearbeiten der Aufgaben innerhalb des Aufgabenpools senkt die Motivationshemmschwelle.
  • Bearbeiten der Aufgaben ist zeit- und ortsunabhängig

Für die Lehrenden:

  • Angeglichener Wissensstand bei den Studierenden: Basics können besser verinnerlicht werden, wodurch auch darauf aufbauende Inhalte besser erfasst werden.
  • Je nach verwendetem Tool können die Lehrenden die anonymisierten Ergebnisse der Tests einsehen. In diesem Fall sind Adaption und Fokussierung des Vorlesungsstoffs auf die Problem-Hotspots der Studierenden möglich.
  • Die Implementierung erfordert zunächst personelle Ressourcen, kann aber auf lange Sicht Ressourcen substituieren (z. B. für ein Zusatzseminar, in dem Grundlagen wiederholt werden).
  • Auch für große Studierendengruppen geeignet

Nachteile

  • In der Vorlesungszeit konkurriert das Angebot mit anderen Übungsaufgaben, Praktika und Vorprüfungsleistungen. Studierende müssen abwägen, ob sie zusätzlich Zeit investieren.
Metadaten
Kontext - Hochschultypus...
  • Universität
  • Fachhochschule
  • Duale Hochschule
Kontext - Disziplin...
  • Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften
  • Ingenieurwissenschaften
  • Wirtschafts- und Sozialwissenschaften
  • Lehrerbildung
  • Explizit interdisziplinäre Bereiche
  • Sonstige Bereiche
Kontext - Zielgruppe...
  • Studierende - Studieninteressierte
  • Studierende - Anfänger:innen
  • Studierende - Bachelor
  • Studierende - Master
Kontext - Aktionsradius...
  • Curricularer Block
Kontext - Zeitrahmen...
  • Semester
Kontext - Gruppengröße...
  • Unbegrenzt
Lösung - Format...
  • Vorlesung
  • Seminar
Lösung - Primäre Förderung...
  • Rezeptive Aktivitäten (Lesen, Anschauen, Zuhören)
  • Übende Aktivitäten (Ausprobieren, der Routinebildung etc.)
Lösung - Grad der Virtualisierung...
  • Anreicherung
Lösung - Synchronizität...
  • Asynchron

Metadaten aus dem alten Patternpool bis 2024

Problemtyp...
  • Bestehendes bzw. strukturelles Problem
  • Persönliches professionelles Anliegen
Kräfte...
  • Selbst- und Fremdorganisation
  • Fachliche und überfachliche Kompetenzentwicklung
  • Fachsystematische und lernsystematische Vorgehensweisen
Lösung - Gegenstand...
  • Inhalte für die Studierenden auszuwählen (...)
  • Lehrorganisation/ Beziehung zwischen Inhalten, Studierenden und Lehrenden
Lösung - Forschungsbezug...
  • Kein Forschungsbezug
Literatur
Es wurde noch kein Literaturverzeichnis angelegt
Medien

Links

Es wurden noch keine Elemente hinterlegt.

Zitiervorschlag

Jens Meinert; Birgit Beckmann; Nele Grabowsky (2025): Vielfalt als Herausforderung: Eine heterogene Studierendenschar auf einen Nenner bringen

Lizenz des Textes

CC BY NC SA ist eine Creative-Commons-Lizenz, die mehrere Rechtemodule kombiniert. CC BY NC SA ermöglicht eine offene und kooperative Nutzung von Inhalten, während der Urheber seine Rechte schützt und die kommerzielle Nutzung ausschließt.

  1. BY (Namensnennung): Der Urheber des Werks muss genannt werden.
  2. NC (Nicht-kommerziell): Der Lizenznehmer darf das Werk nur nicht-kommerziell nutzen.
  3. SA (Weitergabe unter gleichen Bedingungen): Wenn der Lizenznehmer das Werk bearbeitet oder verändert, muss er es unter denselben Bedingungen (CC BY NC SA) weitergeben.

Diese Lizenz ermöglicht es anderen, ein Werk zu kopieren, zu verteilen oder zu bearbeiten, solange dies nicht kommerziell geschieht und der Urheber genannt wird. Die Lizenznehmer müssen auch ihre eigenen Bearbeitungen unter denselben Bedingungen (CC BY NC SA) weitergeben. Die Bilder werden, soweit als Quelle nicht anders gekennzeichnet, von Bilddatenbanken mit sog. CC0 Lizenz bezogen. Weitere Informationen zu den Bild-Quellen entnehmen Sie bitte dem Impressum.

Downloads

Beispiele

  • Die spielerische Wiederholung mit dem Lehrstoff in Tests festigt erlangtes Wissen. Bei nicht korrekten Antworten erhalten die Studierenden Begründungen bzw. Erklärungen, die im automatischen Feedback hinterlegt sind. Die Studierenden nutzen das Angebot gerne. An der Hochschule Zittau/Görlitz begleiten die Onyx-Test die Studierenden durch die Module der Technischen Thermodynamik 1 & 2 für die Technische Thermodynamik 3 sind ebenfalls Onyx-Test geplant. An der TU Dresden im Institut für Massivbau wird der internationale, englischsprachiger Master-Studiengang ACCESS (Advanced Computational and Civil Engineering Structural Studies) durch die Onyx-Test begleitet.
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Dieses Projekt wird aus Mitteln der Stiftung Innovation in der Hochschullehre, Treuhandstiftg. in Trägerschaft der Toepfer Stiftung gGmbH, unter dem Förderkennz. FoP-054/2023 gefördert.

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