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Didaktische Entwurfsmuster aus Hochschullehre und Hochschuldidaktik

Hashtag-Werkstatt – strategisch gesetzte Themen sichtbar machen

Abstract
CurriculumentwicklungInterdisziplinaritätLehre im Team organisierenPartizipationTransparenz
Pattern

Kontext

Im Rahmen von Strategieentwicklungsprozessen an Hochschulen sollen laut Hochschulentwicklungsplänen strategisch gesetzte Themen in Studium und Lehre integriert und nachgewiesen werden. Dazu erforderliche partizipative Prozesse entstehen nicht automatisch. Sie erfordern gezielt geschaffene Räume für Austausch, Diskussion und Aushandlung. Der Hochschuldidaktik (HD) kommt dabei die Aufgabe zu, solche Räume – etwa in Form von Workshops, Foren oder Werkstätten – zu gestalten sowie strukturiert zu moderieren.

Beispielsweise arbeiten Studiengänge daran, die Relevanz von Themen wie Digitalisierung, Internationalisierung und Nachhaltigkeit in Studiengängen zu stärken und die Querschnittsthemen in der Lehre besser zu verankern. Ziel ist es, den Studierenden Kompetenzen zu vermitteln, die sie für die (Arbeits-)Welt der Zukunft benötigen. Diese Prozesse starten idealerweise mit einer vorherigen Auseinandersetzung mit den Themen und einer Reflexion des Ist-Standes.

Problem

Sowohl Studierende als auch Lehrende nehmen die Integration von Strategiethemen im Curriculum und in den Modulbeschreibungen nicht wahr. Dadurch bleiben wichtige Zusammenhänge und thematische Stränge unsichtbar, ebenso wie die damit verbundenen Kompetenzen – etwa kritisches Denken, interdisziplinäre Zusammenarbeit oder zukunftsorientierte Problemlösungskompetenz.

Wirkkräfte

Die Ausprägung von strategisch gesetzten Themen soll in Studiengängen und in einzelnen Modulen sichtbar werden.

Einerseits stehen Hochschulen durch Hochschulentwicklungspläne in der Pflicht, die Umsetzung der Themen im Curriculum systematisch nachzuweisen.

Andererseits sollen für Studierende mögliche Spezialisierungsrichtungen in Bezug auf die erworbenen Kompetenzen erkennbar werden, um individuelle Lernwege zu finden und eine passende berufliche Profilbildung zu ermöglichen.

Nur die Lehrenden selbst wissen, inwieweit diese strategisch gesetzten Themen bzw. damit verbundene Kompetenzen in ihren eigenen Modulen erworben werden können. Dieses implizite Wissen bleibt jedoch für alle am Studiengang beteiligten Personen unsichtbar, weil ohne ein gemeinsames, synchrones Arbeitsformat, in dem man sich begegnet, über Inhalte austauscht, kein gemeinsames Offenlegen, Klären und Verstehen entstehen kann.

Lösung

Hashtag-Werkstatt: In einem Workshop erstellen die Lehrenden des Studiengangs eine Sammlung von Schlagwörtern/Hashtags, die sie in ihrer Lehre zu relevanten Strategiethemen aktuell oder zukünftig verwenden möchten. Sie dienen als einheitliche Verschlagwortung, um themenbezogene Inhalte leichter auffindbar und sichtbar zu machen. Das Ergebnis des Workshops, eine Übersicht der Schlagworte mit Zuordnung zu den Modulen, wird öffentlich zugänglich gemacht.

Details der Lösung

Vorbereitung

Die hochschuldidaktischen Mitarbeiter:innen übernehmen die vollständige Prozessbegleitung der Werkstatt. Sie konzipieren den Workshop, bereiten Raum und Materialien vor und strukturieren den Ablauf. Die Einladung erfolgt durch das Dekanat des Fachbereichs an teilnehmende Lehrende sowie interessierte Studierende. Während der Durchführung moderiert die HD den Prozess, eröffnen und steuern die einzelnen Arbeitsphasen und sichern die Ergebnisse durch strukturierende Zusammenfassungen.

Für eine wirkungsvolle Workshop-Teilnahme ist es entscheidend, dass sich Lehrende bereits im Vorfeld mit den strategischen Themen der Hochschule auseinandersetzen.
An der FH Aachen wurde dies anhand des Frameworks gelöst, ein Self-Assessment zu den Strategiethemen der Hochschule, das von den Studiendekan:innen aller Fachbereiche entwickelt wurde (s. Literatur): In den so genannten Frameworkforen reflektieren Lehrende mithilfe des Fragebogens und moderierter Diskussion
durch die HD, inwiefern z.B. Nachhaltigkeitsthemen bereits in Lehre und Curriculum verankert sind und wo Entwicklungspotenziale bestehen.
Alternativ kann die Studiengangsleitung vorab geschult oder sensibilisiert werden, um Impulse in den Fachbereich zu tragen. Weitere Ansätze sind etwa eine Fachbereichsrunde, in der strategische Themen kurz vorgestellt und diskutiert werden.

Umsetzung im Workshop im Detail

Schritt 1: Individuelle Sammlung – Strategische Öffnung

  • Jede:r Teilnehmer:in sammelt in Einzelarbeit Schlagwörter/Hashtags zum jeweiligen vorgegebenen Strategiethema, die aus fachlicher, didaktischer und strategischer Perspektive als relevant erachtet werden oder künftig relevant sein sollen. Der Fokus liegt auf einem weiten, explorativen Denken über mögliche Bedeutungen und Ausprägungen des Themas, nicht auf einer unmittelbaren Abbildung des aktuellen Ist-Stands einzelner Module. Alle Hashtags werden auf einzelne Moderationskarten notiert.
  • Mögliche Hashtags zum Thema Nachhaltigkeit in der Architektur sind beispielsweise:
    #Energieeffizient #Kreislaufwirtschaft #BauenImBestand

Schritt 2: Gruppenarbeit – Abgleich und Strukturierung

  • Die Teilnehmer:innen bilden Gruppen (orientiert an Fachrichtungen).
  • In den Gruppen werden die gesammelten Hashtags verglichen, ergänzt und sortiert. Dabei werden unterschiedliche Verständnisse, Schwerpunktsetzungen und Anschlussmöglichkeiten an die eigene Lehre diskutiert, ohne diese bereits systematisch zu bewerten oder verbindlich festzulegen.
  • Erste Kategorien entstehen, unter die sich mehrere Hashtags ordnen lassen.

Schritt 3: Plenum – Zusammentragen und Strategiebezug herstellen

  • Alle Gruppen tragen ihre Ergebnisse im Plenum zusammen.
  • Die HD moderiert die Zusammenführung der Ergebnisse und stellen gezielte Rückfragen zum Bezug der Hashtags auf das übergeordnete Strategiethema.
  • Es wird eine gemeinsame Übersichtstabelle von Kategorien und dazugehörigen Hashtags ohne Dopplungen erstellt und in einem gemeinsamen Dokument (z.B. googledocs, miro) festgehalten

Schritt 4: Definitionen erarbeiten – Konkretisierung und individuelle Verortung

  • Für diese Hashtags werden im gemeinsamen Dokument Kurzdefinitionen formuliert. Dies kann von Einzelpersonen oder Kleingruppen übernommen werden.
  • Ergänzend tragen die Teilnehmer:innen ein, welche der Hashtags bereits in ihrer eigenen Lehre adressiert werden und bei welchen Themen sie künftig einen stärkeren Fokus setzen möchten. Dadurch werden bestehende Praxis und Entwicklungsabsichten sichtbar nebeneinandergelegt.

Nachbereitung

Die Hashtags können auf verschiedenen Ebenen sichtbar gemacht werden – etwa auf der Homepage des Fachbereichs, in Modulhandbüchern, innerhalb von Lehrveranstaltungen oder auf den Profilseiten der Lehrenden. Dadurch wird nach außen erkennbar, welche Themen behandelt werden und wo Schnittstellen zwischen Modulen und Lehrenden bestehen, sodass ein konsistentes Bild der Verankerung des Strategiethemas im Studium entsteht.

Damit dies wirksam bleibt, braucht es einen Prozess zur Pflege und Weiterentwicklung, beispielsweise könnten sie regelmäßig – etwa bei Klausurtagungen – reflektiert und angepasst sowie bei Neuberufungen von neuen Lehrenden ergänzt werden.

Mögliche Stolpersteine im Vorhaben

  • Der Begriff Hashtag könnte bei einigen Lehrenden auf Vorbehalte stoßen, da er stark mit sozialen Medien assoziiert ist und nicht unmittelbar mit wissenschaftlicher oder akademischer Arbeit in Verbindung gebracht wird. Wenn Widerstände spürbar werden, kann alternativ der neutralere Begriff Schlagwort verwendet oder der Workshop unter einem anderen Titel (z. B. Themenwerkstatt oder Schlagwort-Werkstatt) angeboten werden, um Akzeptanz zu fördern.
  • Es kann zu Uneinigkeit über die passende Benennung und Zuordnung von Hashtags und Kategorien kommen, da die Teilnehmenden unterschiedliche Perspektiven und Verständnisebenen einbringen. Vor dem Formulieren der Hashtags sorgt eine kurze gemeinsame Orientierung für Klarheit: Was ein Hashtag bedeutet (Thema, Anliegen, Aufgabe etc.) und welche Kategorien genutzt werden (z. B. inhaltlich, prozessbezogen, organisatorisch).
  • Hashtags können auf sehr unterschiedlichen Detailgraden formuliert sein – von sehr allgemein bis sehr spezifisch –, was die Vergleichbarkeit und Einheitlichkeit erschwert. In Schritt 3 kann gemeinsam der Detailgrad der Hashtags geprüft und wenn nötig umformuliert werden.
  • Es besteht die Gefahr, dass die Liste der Hashtags zu lang und unübersichtlich wird, wodurch Orientierung und Nutzen verloren gehen. Während die Hashtags entstehen, kann die Gruppe sichtbar ähnliche Begriffe sofort nebeneinander platzieren – ohne sie zu diskutieren.
  • Lehrende, deren Module keine direkten Bezüge zu den definierten Hashtags aufweisen (z. B. in Grundlagenfächern), könnten sich von der Initiative weniger angesprochen fühlen oder keinen klaren Beitrag sehen. Anstatt nur Inhalte zu erfassen, dürfen Lehrende Hashtags auf Metaebene liefern (z.B. #Methodenkompetenz #GrundlagenFür…?), um zu verdeutlichen, dass auch Grundlagenfächer Studierende zu beispielsweise nachhaltigem Arbeiten befähigen.

Folgen (Vorteile, Nachteile)

Vorteile:

für den Studiengang:

  • Profilschärfung (durch den gemeinsamen Sammlungs- und Definitionsprozesses und durch die Sichtbarkeit nach außen)
  • Sichtbarkeit des Profils und Kultur des Studiengangs in Bezug auf die Strategiethemen
  • Mögliche Spezialisierungsrichtungen in Bezug auf die erworbenen Kompetenzen damit eine Sicht auf individuelle Lernwege und berufliche Profilbildung sichtbar werden
  • es werden Lücken sichtbar, wenn gesammelte Schlagwörter nicht Modulen zugeordnet werden können und demnach nicht vermittelt werden

für Studierende:

  • Orientierung im Curriculum: durch die Angabe von Hashtags (in Modulbeschreibungen, im Studienplan, Curriculum, auf der Studiengangshomepage, …) wird deutlich, welche strategischen Themen in den Modulen behandelt werden
  • Möglichkeit zur Spezifizierung: Studierende können gezielt Module wählen, um sich in einem bestimmten Themenstrang zu vertiefen und zu spezialisieren.

für Lehrende:

  • Kooperationen ermöglichen: Lehrende, die Module mit gleichen Hashtag haben, können leichter erkennen, wer ähnliche Themen behandelt und es können sinnvolle Kooperationen entstehen
  • durch die Einigung auf Hashtags und deren Definition entsteht ein einheitliches Verständnis für das Strategiethema

Nachteile:

  • Die Liste muss regelmäßig gepflegt und aktualisiert werden; dafür sind klare Zuständigkeiten sowie verbindliche Regeln für die Pflege und Aktualisierung erforderlich.
Medien und Praxisbeispiele
Detailliertes Beispiel

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Links

Zitiervorschlag

Gerards, Laura (2025): Hashtag-Werkstatt – strategisch gesetzte Themen sichtbar machen. Veröffentlicht am 18. Dezember 2025 auf patternpool.de.

Lizenz des Textes

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Anwendungsbeispiele

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Literatur
Metadaten
Kontext - Hochschultypus...
  • Universität
  • Fachhochschule
  • Duale Hochschule
  • Pädagogische Hochschule
Kontext - Disziplin...
  • Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften
  • Ingenieurwissenschaften
  • Wirtschafts- und Sozialwissenschaften
  • Geisteswissenschaften
  • Lehrerbildung
  • Rechtswissenschaft
  • Kunst- und Design-Wissenschaften
  • Medizin (inkl. Gesundheitswissenschaften)
Kontext - Zielgruppe...
  • Lehrperson - Wiss. Mitarbeiter:innen/ Lehrbeauftragte
  • Lehrperson - Professor:innen
  • Lehrperson - Neuberufene Professor:innen
  • Fachkraft - Studienberatung
  • Fachkraft - Hochschuldidaktik
  • Fachkraft - Lehrendensupport/-Beratung
Kontext - Aktionsradius...
  • Curriculum, Programm
  • Hochschulweit
Kontext - Zeitrahmen...
  • Kurzformat (1-4 Stunden)
Kontext - Gruppengröße...
  • Kleingruppe (etwa 6-30)
Lösung - Format...
  • Andere Formate
Lösung - Primäre Förderung...
  • Organisatorische Aktivitäten (Koordination, Vernetzung u.ä.)
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  • Präsenz
Lösung - Synchronizität...
  • Synchron

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