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patternpool.de - ISSN 2628-829X

Problembasiertes Lernen und soziales Engagement durch Service Learning in der Hochschullehre

In Service Learning-Projekten können Studierende im Studium erworbene Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten anhand realer Problemstellung in die Anwendungspraxis transferieren, mit Praxispartner:innen zusammenarbeiten und sich dabei gesellschaftlich engagieren.

Metadaten

  • Autoren/-innen: Arnold, Maik
  • Mentoren/-innen: Rada, Ulrike Swidsinski, Anja
  • DOI: Keine DOI zugeordnet
  • ISSN: 2628-829X
  • CC-Lizenz: CC-BY (Bearbeitung erlaubt unter Namensnennung)
  • Zitiervorschlag:
    Arnold, Maik (2021): Problembasiertes Lernen und soziales Engagement durch Service Learning in der Hochschullehre. PatternPool. doi: noch nicht zugeteilt.

Problem

Mitunter fällt es Studierenden mit wenig bis kaum Berufserfahrungen schwer, die im Studium erworbenen Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten in die berufliche Anwendungspraxis zu transferieren bzw. fachlich begründet die Perspektiven von unterschiedlichen Stakeholdern und relevanten Institutionen im eigenen Handeln zu berücksichtigen.

Anlass für die Entwicklung meiner erprobten Lehrpraxis war:

  • Bestehendes bzw. strukturelles Problem
  • Vorweggenommene Herausforderung
  • Persönliches professionelles Anliegen

Lösung

In Service Learning-Projekten arbeiten Studierende zusammen, sammeln praxisnahe Erfahrungen und wenden die im Studium angeeigneten Konzepte, Theorien und Methoden auf die Lösung und Bearbeitung von realen, für unterschiedliche Stakeholder und Institutionen relevante Problemstellungen an. Außerdem wird dadurch deren persönliches und soziales Engagement für und in der Gesellschaft unterstützt, der sog. „Third Mission“.

Zusammenfassung in einem Satz

Details

Für die Durchführung eines Service Learning-Projekts eignet sich der folgende (idealtypische) Ablauf (vgl. Altenschmidt & Miller, 2016, 45f.):
1. Finden einer geeigneten Projektidee und Herausfiltern der gesellschaftlich relevanten Themenstellung
2. Klärung der Lernziele/-inhalte/-methoden, des Umfangs und der Prüfungsleistung seitens der Dozierenden und in Zusammenarbeit mit den einzubeziehenden Stakeholdern und Praxispartner:innen sowie Entwurf eines Seminarplans
3. Einführung in das gewählte Themenfeld, die Vorgehensweise im Rahmen des Service Learnings, das Projektmanagement sowie Rollenklärung der Dozierenden
4. Auftragsklärung zwischen Studierenden und Praxispartner:innen sowie Abstimmung der Teilprojekte/-aufgaben und Teambildung
5. Iterative und agile Projektarbeit in Verbindung mit regelmäßiger Reflexion und Unterstützung durch Lehrenden und Praxispartner:innen im Umsetzungsprozess
6. Abschlussveranstaltung (meist öffentlichkeitswirksam) Ergebnispräsentation
7. Abschlussreflexion und Evaluation des Projekts sowie der individuellen Lernerfahrungen

Das Pattern ist erprobt worden in:

  • Projekt

Meine Lösung hat primär damit zu tun:

  • Studierende methodisch darin zu unterstützen, sich Inhalte (allein oder in der Gruppe) anzueignen, diese zu reflektieren, zu verstehen, anzuwenden, weiterzuentwickeln, selbst zu generieren etc.
  • Dass ich als Lehrender mit den Studierenden in Kontakt komme und in Interaktion trete (Feedback, Kommunikation etc.)
  • Die Lehrorganisation zu verändern, die für die Beziehung zwischen Inhalten, Studierenden und mir als Lehrender von Bedeutung ist.

Meine erprobte Lehrpraxis steht zur Forschung in folgender Beziehung:

  • Forschung fließt als Inhalt in die Lehrmaßnahme ein, sodass sich Studierende zu Ergebnissen und/oder Prozessen des Forschens kundig machen können

Digitale Medien spielen in meiner Lösung:

  • Eine zentrale Rolle (bspw. reine Online-Lehre).

Das Pattern fördert primär:

  • Übende Aktivitäten (dienen dem Ausprobieren, der Routinebildung etc.)
  • Produktive Aktivitäten (dienen der Schaffung eigener Inhalte)
  • Organisatorische Aktivitäten (dienen der Koordination, Vernetzung u.ä.)

Kontext

Beispielhaft sei hier auf ein Projekt „Community-based Service Learning in und mit digitalen Medien “Ein Flipped-Classroom-gestütztes Crowdfunding-Seminar für Sozialpädagog:innen an Fachhochschulen“ verwiesen (vgl. ausführlicher Arnold, 2019). Im Rahmen eines zweisemestrigen Vertiefungsmoduls „Finanzierung und Rechnungswesen“ (Themengebiet Sozialmanagement) in einem sozialpädagogischen Studiengang an einer sächsischen Hochschule haben Studierende mit Jugendlichen, Sozialarbeiter:innen, Vertreter:innen einer städtischen Bürgerinitiative und dem Stadtrat zusammengearbeitet. Die Studierenden hatten den Auftrag, zusammen mit Jugendlichen ein Crowdfunding-Konzept zu entwickeln, das letztere dazu in die Lage versetzt, eine entsprechende Kampagne für die Einrichtung eines Schülercafés selbständig durchzuführen. Zu den Lernzielen im Rahmen des Lehrprojekts gehörten u.a. der Erwerb digitaler Kompetenzen in Verbindung mit einer fachlich-inhaltlichen Wissensvertiefung im Bereich alternativer Finanzierungsformen im Management von Einrichtungen der Sozialen Arbeit einerseits und die Förderung des gesellschaftlichen Engagements der Studierenden andererseits. Kontakte zu den Mitarbeitenden aus der Praxis wurden durch ein laufendes Forschungsprojekt zur Stadtentwicklung der betreffenden Kommune hergestellt. Das Projekt hatte den in folgender Abb. 1 dargestellten Ablauf.

Das Pattern ist erprobt worden an:

  • Fachhochschule

Das Pattern ist in folgender Disziplin (oder mehreren) zu verorten:

  • Wirtschafts- und Sozialwissenschaften

Die Zielgruppe des Patterns besteht primär aus:

  • Fortgeschrittenen Studierenden im Bachelor (oder im ersten Studienabschnitt)
  • Studierenden im Masterstudium (oder im zweiten Studienabschnitt)

Folgen

Vorteile:
- Theorien, Modelle und Methoden werden auf reale Problemstellungen angewendet.
- Neben dem Erwerb berufspraktischer Kompetenzen werden gezielt das soziale Engagement sowie die Persönlichkeitsentwicklung der Studierenden gefördert.
- Darüber hinaus entwickeln Studierende u.a. ihre Team-, Kollaborations- und Kommunikationsfähigkeiten in der Zusammenarbeit mit anderen Studierenden und auch mit externen Stakeholdern sowie Projektmanagementkompetenzen.
- Es findet eine strukturierte und angeleitete Reflexion von Lernerfahrungen statt.
- Die eigenverantwortliche Steuerung des Lernprozesses wird gefördert.

Nachteile:
- Eine ernstzunehmende Herausforderung stellt die Auftragsklärung zwischen Lehrenden, Studierenden und Praxispartner:innen dar.
- Einige Studierende könnten mit dem eigenverantwortlichen Lernen in den häufig „verschulten“ Studiengängen überfordert sein und benötigen gezielte Unterstützung durch Lehrende.
- Lehrende müssen konsequent einen Wechsel ihrer Lehrrolle durchführen: stärkere Berücksichtigung von Mentoring, Coaching und Lernbegleitung anstatt instruktionsorientierter Lehre.

Kräfte

Im Rahmen der in der Regel verschulten Curricula von Bachelor- und Masterstudiengänge gibt es nur begrenzte Möglichkeiten, dass Studierende reale gesellschaftliche Problemstellungen bearbeiten, die eigenverantwortliche Steuerung ihres Lernprozesses übernehmen sowie an Entscheidungen über die Vorgehensweise und an der Generierung von Projektergebnissen partizipieren können. Die diesbezügliche Förderung praktischer Handlungskompetenzen, der Persönlichkeitsentwicklung und des gesellschaftlichen Engagements, unmittelbare Qualifikationsziele in den meisten Studiengängen, wird in der Hochschullehre aber nur unzureichend berücksichtigt.
Vor dem Hintergrund kontinuierlicher Veränderungen in der Berufspraxis und des lebenslangen Lernens sollten Studierende aber in der Lage sein, selbständig Wissensbedarfe zu analysieren und ihre Kompetenzen im Rahmen des fachübergreifenden Lernens weiterzuentwickeln. Gleichzeitig sollte im Studium das gesellschaftliche Engagement gestärkt sowie Möglichkeiten gegeben werden, unterschiedliche Themenfelder, die das Leben in einer pluralistischen und offenen Gesellschaft betreffen (z.B. Nachhaltigkeit, Diversität, bürgerschaftliches Engagement), zu reflektieren und mit formal und informell erworbenen Lehrinhalten zu verknüpfen.

Welche widersprüchlichen Anforderungen spielen in Ihrer bewährten Lehrpraxis eine Rolle?

  • Selbst- und Fremdorganisation
  • Lernen durch Zuhören/Lesen/Zusehen und Lernen durch eigenes Tun
  • Analoge und Digitalen Erfahrungswelten
  • Individuelles und soziales Lernen
  • Fachliche und überfachliche Kompetenzentwicklung
  • Exemplarische und vollständige Lerninhalten

Beispiele/ Weiterführende Informationen

Links

  • Es wurden keine Links hinterlegt.

Weiterführende Literatur

Zitierte und weiterführende Literatur

Altenschmidt, K., & Miller, J. (2016). Service Learning: Eine Konzept für die dritte Mission. Die Hochschullehre, 1, 40-51.

Arnold, M. (2019). Community-based Service Learning in und mit digitalen Medien – Ein Lehrpraxisbericht zum Flipped-Classroom-gestützten Crowdfunding-Seminar für Sozialpädagog*innen. HDS.Journal, 1.2019. URN: urn:nbn:de:bsz:15-qucosa2-364479.

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